Montag, 19. Mai 2008

Guten Mutes auf dem Rennsteig

Ich glaube, ich war in meiner frühesten Jugend mal auf dem Rennsteig so ein, zwei Schritte oder gar Kilometerchen unterwegs.
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Denn die Familienurlaube gingen damals ja entweder an die Ostsee oder in den Thüringer Wald. Irgendwie sagte mir das Örtchen Stützerbach was. Auch in Ilmenau oder Oberhof glaube ich schon mal gewesen zu sein...
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Da werd ich doch mal zu Hause nachfragen, wann, wo und wie wir uns damals dort rumgetrieben haben.
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Eins allerdings weiss ich ganz genau: am vergangenen Wochenende habe ich am 36. GutsMuths Rennsteiglauf teilgenommen. Na ja, streng genommen, bin ich gar nicht gelaufen, sondern gewalkt. Und zwar den Halbmarathon. Da uns die speziellen Nordic-Walking-Strecken nicht ansprachen und die 50km-Wanderung erst am Sonntag stattfand, haben wir uns halt beim Halben der Läufer angemeldet. Is ja nicht das erste Mal, dass wir als Walker auf diese "Notlösung" zurückgreifen...
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Um uns schon ein wenig auf das Thüringer Land einzustimmen, sind wir schon am Donnerstag Mittag angereist und haben unser Quartier in Suhl bezogen. Mir gefällt ja so wuchtiges, dunkelhölzernes Mobiliar normalerweise überhaupt nicht, aber zum Rennsteig-Feeling hat es sowas von gepasst.













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Nachdem wir ein wenig die Weltmetropole Suhl erkundet hatten, riskierten wir auch einen kleinen Abstecher nach Ilmenau. Am Freitag gönnten wir uns eine Mütze Ausschlafen und machten uns auf den Weg nach Schmiedefeld, um mal zu schauen, was uns denn im Ziel erwartet. Pünktlich zur erstmöglichen Startnummernausgabe trudelten wir dann in Oberhof ein. Hier klappte alles wunderbar.


Am späten Nachmittag ging es dann wieder nach Schmiedefeld zum Foritreffen im Gastinger. Bis auf Kathrin waren mir alle Gesichter so im real life neu. Schön euch kennengelernt zu haben. Ach ja, und lecker Futter gibt's da natürlich auch. Sei es Roulade mit Rotkohl und Klößen oder lecker Apfelstrudel. Das Köstritzer Schwarzbier darf natürlich auch nicht vergessen werden.
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Am Vorabend des Laufes stellte sich nun die Frage: wie machen wir das mit der An- und Abreise? Mit dem Auto nach Oberhof, dort frühzeitig einen Parkplatz erkämpfen, Klamotten im Auto deponieren (da es ja gaanz fürchterlich regnen sollte und die Kleidersäcke ungeschützt auf der schmiedefelder Klamottenwiese abgelegt werden) und dann mit dem Transferbus von Schmiedefeld zurück nach Oberhof und mit dem Auto dann nach Suhl?
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Oder aber mit dem extra zur Verfügung gestellten Bus für 3 Euronen pro Nase von Suhl nach Oberhof fahren, die Klamotten in Tausend Plastiktüten verpackt in einen der vielen Kleidersacktransporter verfrachtet und Zeit mit Parkplatzsuche gespart? Zurück soll es ja auch einen Linienbus geben, der über Schmiedefeld nach Suhl fährt.
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Letztere Variante war dann die Wahl. So konnten wir etwa ein Stündchen länger schlafen und dann gemütlich mit einigen Dutzend anderer Laufwilliger, die kurz vor sechs aus den suhler Löchern gekrabbelt kamen, nach Oberhof fahren.
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Es war schon recht frisch so zwischen kurz vor sieben (bis sieben musste man seinen Kleiderbeutel abgegeben haben) und 07:42Uhr (Start des Blocks V und VI des Halbmarathons). Um den frischen Tempareturen und dem Nieselregel zu trotzen, rückten die Läufer in den Startblöcken noch ein wenig enger zusammen, was ja beim Schunkeln des Schneewalzer so richtig schön die Stimmung hebt.
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Auf Grund seiner Vorjahresleistung beim Halben wurde Georg in Startblock IV verwiesen. Da ich aber als Neuling Startblock VI hatte und wir sowas von überhaupt nicht im Tempotraining standen, war uns das hinterste Ende des letzten Blocks ganz recht. Eine Zielzeit gab's bei uns sowieso nicht. Lediglich ankommen, die Landschaft und Stimmung geniessen und nebenbei einige Läufer hinter sich lassen ;-) war die Devise.
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Erstaunlicherweise waren wir nicht die einzigen Walker (!!!! das sind die OHNE Stöcke!!!), die beim Halbmarathon der Läufer unterwegs waren. Zu Beginn der Strecke zog eine Walkercombo an uns vorbei und teilte uns auf Nachfrage mit, eine Zielzeit von 3h30 angepeilt zu haben. Na, dafür waren die aber ganz schön schnell unterwegs.
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Nachdem die ersten paar Meter auf asphaltierter Strasse gelaufen (bzw. gewalkt) wurde, folgte ein erster Anstieg in den Wald hinein. Leider kann ich nicht sagen, wer von den Sportlern, die wir so im bergauf-dahintrotten überholten, nun Läufer oder Walker war, denn in unserem Umkreis sind fast alle den Berg hochgegangen. Auch ich habe mich deutlich zurückgenommen. Zwar ging die Puste ganz schön, aber die Beine schmerzten nie bei entsprechend gemütlichem Aufstieg. Munter überholten wir die bis Kilometer acht an den Steigungen gehenden Läufer und diese uns dann wieder auf den Geraden und Abstiegen. Bis kurz vor Kilomter 16 ging es dann fast nur bergab und man konnte herrlich dahinkullern und die Landschaft und die "Mitläufer" geniessen.
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Nach der zweiten Verpflegungstelle folgte dann noch mal ein behäbiger Anstieg, der sich wunderbar nutzen ließ, um einen ganzen Becher Vita Cola (Schwarz) im Marschschritt zu leeren. Normalerweise bekomme ich ja kaum mehr als ein paar Tropfen Flüssigkeit während des "Laufs" hinunter, denn entweder läuft's am Mund vorbei oder aber aus dem zerdrückten Plastikbecher aus. Hier aber gönnte ich mir den kompletten Becher. Obwohl ich mich nicht kaputt fühlte (vom vielen Schonen und langsam machen ;-) gab die Vita(l) Cola einen merklichen Schub. Das Zeug sollten sie laufveranstaltungsweit einführen. Kommt richtig gut.
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Irgendwo bei Kilometer 18 oder 19 stießen dann auch die Kurzstreckenwanderer und 17km-Nordic-Walker zu uns. Hui, was da die Stöcke flogen und wie gelaufen wurde. Na ja, soll sich doch jeder selbst bescheissen, wie ich immer wieder zu sagen pflege..
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Ich selbst musste mich immer wieder daran erinnern, auch die bergabigen Passagen zu walken und nicht in den Laufschritt zu verfallen, denn teilweise kam man schon ganz schön in Schwung und die Beine kaum hinterher und lechzten nach Flugphasen. Aber konsequent wie ich nunmal bin, habe ich die komplette Distanz durchgewalkt und immer mindestens einen Fuß am Boden gehabt. (Ich gestehe, ein einziges Mal hatte ich eine Flugphase. Da war ich gestolpert und konnte mich noch so eben fangen. Ich hoffe, es sei mir verziehen...).
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Nun konnte man auch schon den Zielsprecher hören, der jeden einzelnen Zieleinläufer ansagte, und das Publikum am Wegesrand gab immerwährend Auskunft: "Noch 1km". "Noch 800m". "Noch 400m". "Da vorne ist der Zieleinlauf"... Georgs Grinsen wurde immer breiter, denn sein Forerunner verriet ihm, dass wir im Ziel mit 2h59min26sec angekommen waren.
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Na!!
Angekommen.
Unter der "magischen 3Stunden-Marke" geblieben.
Die Aussicht und vor allen Dingen den Lauf - äh, Walk - genossen.
Und laut Ergebnisliste für den Halbmarathon mindestens 135 Mitstreiter hinter uns gelassen :-)

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Da schmeckt die Suppe, die Rostbratwurst und das Schwarzbier doch noch mal so gut.
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Der Urkundendruck lief vorzüglich und auch den Kleiderbeutel fanden wir ohne Mühe wieder (nun ja, die meisten Halbmarathonis hatten ihren Beutel ja schon längst in Empfang genommen).
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Einen letzten Kleiderbeutel sahen wir direkt im Zieleinlauf hängen, als wir kurz vor 19:00Uhr - nachdem wir mit dem Taxi nach Suhl gefahren waren, da der Linienbus nun doch nicht seine gewohnte Route fuhr; schön geduscht und ein wenig relaxt hatten; meine Schwester in Empfang genommen und auf ihren Geburtstag angestossen hatten; mit dem Auto wieder nach Schmiedefeld gefahren und den letzten fiesen Anstieg (-> Zielgerade der Marathonis) erklommen hatten - das Festzelt ansteuerten. Der letzte SMler war noch immer nicht da.
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Keine Ahnung, wann der mit frenetischem Jubel angekündigt und im Ziel empfangen wurde, denn im Festzelt war die Stimmung schon ordentlich angeheizt. Gassenhauer und Schunkelmusi, die ich mir ansonsten nicht antue, ließen die Sportler auf den Bänken hopsen, als wäre der eine oder andere nicht gerade nen Marathon oder gar den Supermarathon gelaufen. Von ein paar kaum wahrnehmbaren Hinkefüssen mal abgesehen, blühte hier das Leben und das Läuferherz. Und überall wo man hinschaute sah man mit stolz geschwellter Brust die medaillientragenden Finisher.
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Da es für den Halbmarathon leider kein "Edelmetall" zu erwerben gibt, und wir auf jeden Fall im nächsten Jahr wieder zum Rennsteiglauf kommen werden, müssen es dann wohl ein paar Kilometerchen mehr sein ;-)
Und im Jahr darauf. Und darauf. Und darauf...
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Das Rennsteigfieber hat uns gepackt.
Drum lasst uns alle gemeinsam singen: "Diesen Weg auf den Höh'n..."

Gruß an alle Mitstreiter
EDDI

2 Kommentare:

Martin Schmitz hat gesagt…

HI Eddi
gut gemacht. Du siehst: Deftige Nahrung und Schwarzbier und schon klappt das mit dem Rennsteig.

Wird sicher auch in Dänemark passen das Konzept...

Gruß Martin

Anonym hat gesagt…

Eeeh - das was mal ein echt lustiger Bericht !!! Trifft genau meinen Nerv bzw. Motto : Eine Herausforderung SOLL es sein, aber Spass MUSS es machen !! Gruss Lukas Riesling
P.S.: War als "personengebundener " Zugläufer für Anja mit der Nr. 6062 zum ersten mal auf dem langen Kanten unterwegs .... und - Ätsch - mit Medaille :-)))