Montag, 21. Juli 2008

Finish als Aussteiger auf der Via Gladiola – 4daagse Nijmegen 2008

Im diesjährigen Sommerurlaub zog es uns in die Niederlande – genauer gesagt zu den 92. 4daagse in und um Nijmegen.
Letztes Jahr konnte ich ja schon am Startvortag das einmalige Feeling aus zehntausenden Wanderwütiger und dem feierfreudigen Publikum spüren. Einmal angefixt wollte ich dies Jahr natürlich mit dabei sein, und mir Jubel und den Orden abholen.

In vier Tagen galt es nun rund 200km zu marschieren.

Is ja nicht das Ding. Das habe ich ja so in etwa auch schon beim Mauerwalk geschafft. Und die Dänemarkwanderung vor ein paar Wochen hat mich auch nicht umgebracht. Außerdem meinte es auch die Wettervorhersage gut mit uns: bewölkt und teilweise Regen. Den Hitztod hatte also keiner zu befürchten.

Erst einmal galt es Südfrankreich den Rücken zu kehren und sich gen Norden zu begeben. Da die Piloten diesmal gnädigerweise nicht gestreikt haben, kam Georg pünktlich in Toulouse an und wir konnten schon bald mit der Corsamöhre nach Gladbeck losstarten. Ein wenig Stau um Paris mussten wir in Kauf nehmen, aber ansonsten verlief die Reise reibungslos. Sonntag Nachmittag reiste Wanderkollege Martin in Gladbeck an und zeigte dem Ruhrpottkind erst mal als berufener Kulterverantwortlicher dessen Heimat. Es galt das Tetraeder in Bottrop zu besteigen und die Essener Baukunst zu bestaunen.

Am Montag morgen quetschten sich dann drei Wanderriesen und etliche Taschen ins Gefährt und auf ging es nach Nijmegen.
Während Martin wieder seine „Doppelgarage“ bezog, ließen es Georg und Ich ganz schick angehen: Klimaanlage, Flachbildfernseher, jeden Tag frische Handtücher und lecker hoteleigenes Frühstück nachts um halb drei.

Im Dienstag Morgen kurz nach Vier ging es dann auf die erste Etappe.
Während das Umland friedlich schlief, sammelte sich das nijmegener Partyvolk an den Strassen und jubelte den startenden Wanderern zu. Schichtwechsel quasi ;-)

Es ging gut und nach meinem Ermessen recht flott voran. Vor uns Tausende von Wanderern, hinter uns bestimmt noch mehr.
Nach ca. 30km verlangte ich dann doch mal nach ner kleinen Pause und bekundete meine Leid. Mein Gesicht wurde immer länger, die Füße immer dicker, die Knie immer wackliger. Missmutig und fürchterlich schlecht gelaunt schleppte ich mich ins Ziel und beschloss das Wandern Wandern sein zu lassen. Geäußert habe ich das natürlich nicht.

Am kommenden Morgen sah die Welt schon wieder anders aus und wir starteten gemeinsam in den zweiten Tag. Martin ließen wir schon bald ziehen und setzten den Weg in gemäßigtem Tempo fort. Schließlich geht es uns ja um die Strecke und nicht um die Zeit. Obwohl ich mir vorsorglich andere Schuhe angezogen hatte, wurden mir diese ziemlich bald zu eng. Was soll ich sagen, außer: wenn EDDI dicker als sonst, dann auch Füße dicker als sonst. So weit hatte ich Blödkopp natürlich nicht gedacht. Unbewusst eigneten sich meine Füße ein anderes Abrollverhalten an und die Schritte wurde kürzer. Auf Grund dieser „Schonhaltung“ fingen schon bald die Hüft- und Kniegelenke zu schmerzen an.

Ähm! Wenn ich ehrlich sein darf – ich glaube es kommt wohl eher vom immensen Übergewicht, dem mangelnden Training und der verkümmerten Muskulatur.
Im letzten Jahr war ich fit wie ein Walkingschuh und konnte ganze Wälder ausreißen.
Heute nehme ich durch überwiegend sitzende Tätigkeiten, lange Arbeitszeiten, sehr gutes Kantinenessen und fast Null Sport immer weiter zu (oder eben im Moment eher nicht ab). Das muss anders werden !!
Schließlich wollen wir hier Leistungsmärsche absolvieren (wie Wanderlegende Martin immer wieder betont und auch so was von Recht hat) und nich mal eben nur 5km um den Block schlendern.

Die Tränen hinunterschluckend quälte ich mich am zweiten Tag durchs Ziel und war froh, dass Georg auf Grund von Wadenkrämpfen auch nicht mehr weiter machen wollte.
Sicher, ich hätte die Zähne ordentlich zusammenbeißen und die restlichen zwei Tage gegen jedes Unwohlsein und mit ganz viel Blasenpflaster irgendwie durchziehen können. Ganz sicher wäre ich dann aber auch nie wieder zu einer Langstreckenwanderung geschweige denn zu den 4daagsen eingetreten.

So schliefen wir am dritten Tag aus, gönnten uns ein ausgedehntes Frühstück (ich weiss ja, abnehmen und so! Aber das galt jetzt als kleines Trostpflästerchen), und begaben uns leicht humpelnd unter die Zuschauer. Obwohl wir schon gegen halb elf im Zielbereich waren, saßen die ersten Zielankömmlinge schon an den Futterbänken. Du meine Güte!!! Wir liefen den eintreffenden Wanderern noch einige Kilometer entgegen und spendeten Applaus. War ja sonst kaum jemand um die Uhrzeit an der Strecke. Martin kam auch alsbald und zusammen schlenderten wir die paar Kilometerchen ins Ziel. Dann ein bisschen Shopping (Wandersocken, Hemd, Regenponcho und Karohemd -> für zukünftige Wanderungen :-) und ab ins Hotel. Abends dann wieder lecker geschlemmt (jaaah, schon wieder. Ich geb’s zu!).

Am vierten Tag machten wir uns schon etwas früher auf die Socken, da der Weg zum Bahnhof Cuijk gesperrt war, denn die letzte Etappe ging dort lang. Also irgendwie dahin gewurschtelt. Am Bahngleis stehend, sahen wir auch schon die ersten Wanderer und Militärs vorbeimarschieren.

Entgegen der Laufrichtung gingen wir die „Via Gladiola“ rund 7km entlang und begüßten die ersten Wanderraketen. Diesmal begegneten wir um 09:39Uhr ein paar Kilometer vor dem Ziel den ersten Wanderern. Wie ich nachträglich erfahren habe, sind die ersten beiden um 09:52Uhr im Ziel angekommen. Start war 04:00Uhr und die Strecke ca. 50km lang. Hört ihr mein Schwein pfeiffen???

Während die ersten wenigen Zuschauer langsam Stühle, Sofas und Zelte aufbauten, kamen immer mehr Wanderer gen Ziel gerauscht. Nur, wie man deutlich sehen konnte, bekommt nur der Wanderer Party am Wegesrand, wenn er sich ordentlich Zeit lässt. Also, erst in ein paar Stunden. Die Schnellen müssen einsam feiern.

Einige Stündchen später marschierten dann Martin und seine Mitwanderer an uns vorbei. Georg und ich reihten uns in die Wandermenge mit ein und heimsten auf den letzten Kilometern den Applaus und die Glückwünsche des Publikums ein. Wenn die wüssten....


Im nächsten Jahr dann aber bin ich dann wieder topfit wie ein Wanderschuh, reiße ganze Gladiolenbüsche aus, empfange mein Wanderabzeichen und darf zu Recht vom Publikum auf der „Via Gladiola“ bejubelt werde.

Jetzt folgt erst mal ein wenig Training.
Denn schließlich ist das ja ein LEISTUNGSMARSCH, jawoll.

Bis bald.

Gruß
EDDI
.
.
-> Ach ja, gaaaaaaanz viele Bilder findet ihr hier von Martin sowie hier und hier von Georg.
.
.